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Die Schweiz wählt erneuerbare Energien

Vor wenigen Tagen hat sich eine Mehrheit der Schweizer Bürger indirekt für die Energiegewinnung durch erneuerbare Energien in Ihrem Land ausgesprochen. In einer Volksabstimmung unterstützten 58,2% der Wähler die Pläne Ihrer Regierung für die Abkehr von der nuklearen Energiegewinnung. Wie auch die The New York Times in Ihrer Ausgabe vom 21. Mai 2017 berichtet (“Swiss Voters Back Plan to Phase Out Nuclear Power”) wird eines der fünf Schweizer Kernkraftwerke bis Ende 2019 vom Netz gehen. Die Laufzeiten der übrigen vier Kraftwerke werden solange nicht eingeschränkt, wie diese die nationalen Sicherheitsbestimmungen erfüllen. Kann dadurch ein Bau-Boom im Bereich der erneuerbaren Energien in der Schweiz erwartet werden? Wie steht es außerdem um die Abkehr von der nuklearen Energiegewinnung und dem Ausbau von erneuerbaren Energien in der Europäischen Union?

Rückzug aus der Kernkraft in Europa

Irland ist neben Luxemburg, Liechtenstein, Polen und Lettland eines der EU-Länder, das nie Strom aus Kernkraft erzeugt hat. In den 1970er Jahren haben sich weite Teile der irischen Bevölkerung gegen den Bau von Kernkraftwerken gestemmt. Diesen hatte die Regierung in Dublin bereits in den 1960er Jahren geplant. In Österreich wurde nicht der Bau, aber die Erzeugung von Strom durch Kernkraft, in einem Referendum im Jahr 1978 verhindert. Das Referendum wurde als Wahl gegen die Politik des regierenden Kanzlers verstanden. Außerdem ist es deshalb bemerkenswert, da das Kernkraftwerk “Zwentendorf” nahe Wien bereits vollständig erbaut war. In Griechenland wurde der Baustopp von Kernkraftwerken im Jahr 1983 aufgrund von allgemeinen Sicherheitsbedenken begründet. Zwei Jahre später, im Jahr 1985, hat sich das dänische Parlament gegen die nukleare Energiegewinnung entschieden, nachdem bereits seit den 1950er Jahren Forschungsreaktoren zum Einsatz kamen, die 2003 endgültig abgeschaltet wurden. Die Katastrophe von Tschernobyl 1986 war Anlass für das italienische Volk sich für die Abschaltung aller Atomkraftwerke in Italien auszusprechen. Nach der Abschaltung der Kraftwerke in Litauen im Jahr 2009 drängte die Regierung ebenfalls auf die Wiederinbetriebnahme der kurz zuvor abgeschalteten Werke, wurde jedoch durch eine Volksabstimmung in 2012 ausgebremst.

Energiewende nach Fukushima

Pläne zur Wiederinbetriebnahme der Kraftwerke in Italien im Jahr 2009 durch die Regierung Berlusconi wurden durch die Katastrophe von Fukushima in 2011 endgültig ad acta gelegt. Darüberhinaus war Fukushima in Deutschland der Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Energiewende. Im Jahr 2011 verordnete Kanzlerin Angela Merkel eine umfassende und langfristige Neuausrichtung der Energiegewinnung hin zu erneuerbaren Energien.

Übersicht über die nukleare Energiegewinnung in Europa:

Länder Ausstieg aus Kernkraft Bestehende Anlagen Anteil der Kernkraft an nationaler Produktion*
Schweden 1980 / about-face 2009 3 42% / 65 bn kWh
Belgien 2003 2 38% / 26 bn kWh
Deutschland 2011 8 25% / 45 bn kWh
Frankreich 2015 (50% reduction) 19 75% / 438 bn kwh
Schweiz 2017 5 34% / 23 bn kWh
Bulgarien nicht geplant 1 ±33% / 16 bn kWh
Tschechische Rep. nicht geplant 2 32% / 27 bn kWh
Finnland nicht geplant 2 30% / 23 bn kWh
Ungarn nicht geplant 1 ±50% / 15.5 bn kWh
Niederlande nicht geplant 1 3.5% / 3.8 bn kWh
Slowakei nicht geplant 2 ±50% / 15.7 bn kWh
Slowenien nicht geplant 1 ±33% / 5.3 bn kWh
Spanien nicht geplant 5 20% / 57 bn kWh
Großbritannien nicht geplant 8 21% / 70 bn kWh1

*Quelle: World Nuclear Association

Die Politik der EU zu erneuerbaren Energien

Die dargestellte Abkehr von der Kernenergie geht weitestgehend Hand in Hand mit den EU Plänen “Energiestrategie und Energie Union”. Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit sind die drei Säulen der europäischen Energiepolitik. Denn die Länder der EU sind wesentlich von Energieimporten aus Nicht-EU-Ländern abhängig. Die Hälfte des in der EU jährlich benötigten Stroms in 2016 wurde für rund 350 Milliarden Euro importiert. Außerdem zielt die EU-Agenda „2050 Energie Strategie” auf die Reduzierung von Treibhausgasen um 80-95% (im Vergleich zu 1990) bis 2050 ab. Ebenfalls haben sich die EU-Mitgliedsländer auf die folgenden Ziele der “2030 Energie Strategie” der Europäischen Kommission verständigt.

  • Reduzierung der Treibhausgase bis 2030 um 40% (zu 1990)
  • Deckung des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien von mind. 27%
  • Einsparung durch Energieeffizienz von mindestens 27%

Mit Blick auf den oben beschriebenen Verzicht auf Kernenergie erscheinen diese mittel- bis langfristigen Energieziel zunächst ehrgeizig. Wie planen die Schweiz und die Länder der Europäischen Union – neben weiteren Energieimporten – ihre zukünftige Energienachfrage zu decken? Wo wird innerhalb der Europäischen Union in erneuerbare Energien investiert? Building Radar unterstützt Ihre Suche nach wichtigen Informationen zu erneuerbaren Energien in Europa und weltweit.

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