Mehr Effizienz und neue Ideen, gelingt der Baubranche doch noch der Weg in die Digitalisierung?
Mitten in der Pandemie begeistern sich fast 700 Mitglieder der Baubranche erneut für das Thema Digitalisierung. Wie funktioniert das während der dritten Welle der Corona Pandemie, die auch dieses Mal im Rahmen des Events wieder Thema sein wird? Die Digitalisierung macht es möglich! Ursprünglich sollte der Digital Sales Circle (DSC) letztes Jahr in Frankfurt im Vitra Showroom stattfinden. Doch Corona vereitelte genau das und sorgte gleichzeitig für das Entstehen des größten Online Events für die Baubranche. So konnte das Event 2021 fast 700 Leute begeistern. Virtuell traffen sich die Großen der Baubranche.
Wird die am zweitschlechtesten digitalisierte Branche noch ein Musterbeispiel für Frauen in der Baubranche?
Gestartet im Oktober 2019 fand diesen April schon der vierte DSC statt. Ein virtuelles Event, das ganz unter dem Motto #DigitalChange steht und sich rund um Perspektiven, Trends und Chancen, die die Digitalisierung in der Baubranche mit sich bringen, dreht. Branchen Experten diskutierten unter anderem darüber, welche digitalen Geschäftsmodelle sich in der Immobilienbranche auftun, warum Construction Technology immer relevanter wird und welche Herausforderungen aktuelle Veränderungen auf Unternehmen der Bauindustrie haben. Zudem greift der DSC die Trends der Baubranche auf. Dieses Mal stellte sich zum Abschluss des Events Nils Klose, von Schüttflix, den Fragen der Building Radar Gründer Paul Indinger und Leopold Neuerburg. Nachdem bei den vergangenen Veranstaltungen Branchenexperte Jan-Hendrik Goldberg stets spannende Einblicke und digitale Visionen mit den Teilnehmern teilte, beleuchtete Nils Klose die Geschichte von Schüttflix und erläuterte, wie es gelingen kann, ein eher nicht-digital anmutendes Thema wie Schüttguttransporte neu zu denken und digitalisieren.Erstmals in diesem Jahr gab es ein Sonderthema im Panel. Es wurde die Situation von Frauen in der Baubranche diskutiert, eine traditionell eher männlich dominierte Branche. Spannend dabei ist, dass gerade das Thema Digitalisierung die Türen der Bauindustrie für mehr weibliche Arbeitskräfte öffnen könnte. In einem Panel mit drei starken “Women in Construction” initiierte der DSC eine spannende Diskussionsrunde mit interessanten Einblicken in die Bauindustrie aus Sicht einer Frau oder unter dem Gesichtspunkt Diversität. Iris Aminzada (Zeppelin Rental), Carina Harding (Capmo) & Susann Hebrich (Building Radar) tauschten sich rund um Fragen aus wie:
- Wie geht es Frauen in der Baubranche?
- Bietet das Thema Digitalisierung eine besondere Chance für Frauen in der Baubranche?
- Woran liegt es, dass die Bauindustrie immer noch das Schlusslicht beim Thema Digitalisierung ist?
Künstliche Intelligenz trifft auf die Baubranche.
Der Digital Sales Circle stand aber auch bereits vor seinem Wandel zum Online Event für das Thema Digitalisierung und ist traditionell eng verbunden mit dem Thema künstliche Intelligenz. Building Radar als Veranstalter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bauindustrie beim Weg zu mehr Digitalisierung zu begleiten. Aber was bedeutet das? Die Baubranche ist im Wandel, die vierte industrielle Revolution ist mitten im Gang. Prozesse, die bisher überwiegend analog abgelaufen sind, werden durch digitale Ideen ergänzt, optimiert oder ersetzt. Und die Branchenriesen machen es vor, Raphael Gielgen, Trendscout bei Vitra, eröffnet den vierten DSC mit der Vitra Digitalisierungsstrategie.
Das weltbekannte Design-Unternehmen Vitra gibt Einblicke in die Digitalisierungs- und Innovationsstrategie.
Wie reagiert Vitra auf die Verschiebung weg vom Büro hin zu Homeoffice? Wie sieht das Office der Zukunft aus? Und welche Prozesse hat Vitra bereits digitalisiert? Dabei wird eins klar, dank Corona ist die Digitalisierung auch in der Bauindustrie deutlich schneller vorangekommen. Jede Branche wurde mehr oder weniger gezwungen, über neue Arbeitskonzepte nachzudenken. Wo es ging, war Homeoffice das Mittel der Wahl. Diese Entwicklung ist ein Katalysator für neue Ideen, besonders für die Baubranche. Gielgen erklärte eindrucksvoll in seiner Keynote, wie der disruptive Effekt der Corona-Krise zur Trendwende im New Work werden kann. Vitra setzt auffallend auf eine Entwicklung hin zu Co-Working-Spaces auch abseits von Metropolen wie München, Berlin oder Frankfurt. Dies wird sich auf die Bauwirtschaft auswirken, die Nachfrage nach Büroflächen ist spürbar zurückgegangen und wird sich auch vorerst nicht wieder in der alten Vor-Corona Form erholen.
Digitale Sales-Ideen für die Baubranche sind auf dem Vormarsch.
Der dritte rein virtuelle DSC zeigte auch im Laufe des Tages eindrucksvoll die verstaubten Strukturen der Branche brechen auf und haben deutliche Risse erhalten. Es dringen zunehmend kreative digitale Lösungen durch alte angerostete Oberflächen. Die Entwicklung macht vor dem Thema Vertrieb in der Baubranche nicht halt. Beim April 2021 DSC verwunderte es nicht, dass Firmen wie Schüco und Liebherr sich schon längst Gedanken zu digitalen Sales-Ansätzen gemacht und diese auch eindrucksvoll implementiert haben. Das Unternehmen Kessel geht neue (digitale) Wege im Bereich Vertrieb und setzt dabei auf eine Mischung von KI und Sales Excellence. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Hochpunkt vertreten durch Raphael Schäfer einen erfolgreichen Business Case vorstellt. Das Team der Hochpunkt Vertriebssupport GmbH ist Experte in der digitalen Projektakquise für die Baubranche. Durch eine Kombination aus dem Einsatz von Building Radar und Experten aus der Bauindustrie unterstützt Hochpunkt Unternehmen bei externen Vertriebsaufgaben.Schüco wiederum denkt in einem komplett eigenen IOT Universum die Baubranche neu und beeindruckte dabei mit technischer Weitsicht für die hauseigene Strategie 2025 und Ihrem Case zur Digitalisierung rund um die Wertschöpfungskette.
Diversität in der Baubranche als Motor für neue Ideen.
Neben informativen Best Practice Themen startete der DSC nach der Mittagspause mit dem Panel: 'Women in Construction'. Building Radar Head of Marketing Susann Herbrich diskutierte mit starken Frauen aus der Baubranche über aktuelle Trends und Herausforderungen. Wie beeinflussen Frauen die Baubranche? Welchen Mehrwert kann eine diverse Struktur der Bauindustrie bringen und wie beeinflusst das Thema Digitalisierung den Anteil an Frauen in der Bauwirtschaft?Diese Fragen wurden ausführlich diskutiert. Dabei wurde deutlich, die Digitalisierung kann ein Katalysator für Frauen in der Baubranche sein. Der Status quo der Branche lässt aber auch noch viel Raum für Entwicklung. Lediglich 13 % der Beschäftigten im Wirtschaftszweig Baugewerbe sind weiblich, davon nur 7 % Vollzeit beschäftigt. Im Branchendurchschnitt steht der Bau beim Frauenanteil an letzter Stelle. Frauen helfen dabei, den bestehenden Mangel an Fachkräften zu füllen. Das wird vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, von dem auch das Baugewerbe betroffen ist, in Zukunft immer wichtiger. Weibliche Führungskräfte oder Mitarbeiterinnen bereichern Teams mit neuen Ideen und Perspektiven. Unternehmen mit gemischter Belegschaft wirtschaften laut Studien effizienter, sind innovativer und weisen ein besseres Arbeitsklima auf. Junge Bewerberinnen weisen im Vergleich zu männlichen Kollegen oft eine höhere Motivation aus. Aber auch die deutlich schneller voranschreitende Digitalisierung der Branche eröffnet neue Möglichkeiten. Die Flexibilität durch Homeoffice Möglichkeiten macht die Bauindustrie zu einer attraktiven Branche für Männer und Frauen, die eine Familie gründen möchten. Endlich lassen sich eigene Bedürfnisse und Karriere deutlich leichter vereinbaren.Die Digitalisierung der Branche ist eine klare Chance. Durch Cloud-Kollaborationslösungen vereinfacht sich die Zusammenarbeit. Das ist die Eintrittskarte für mehr Frauen in dieser Branche. Letztendlich legen die digitalen Tools die Basis für bessere, freiere Zeiteinteilung.All das ermöglicht es Männern aber explizit auch den historisch stärker von der Familie in Anspruch genommenen Frauen, ihren Beruf und das Familienleben unter einen Hut zu bringen.
Das Fazit der drei diskutierenden Iris Aminzada, Carina Harding und Susann Herbrich: Die Branche beginnt sich zu bewegen und die Diskussion ist heute zu kurz gedacht, wenn man nur an die Gleichberechtigung von Männern und Frauen denkt.
Die Baubranche kann und wird entscheidend in den nächsten Jahren davon profitieren, wenn durch mehr Diversität stärkere Teams und Ideen entstehen.
Iris Aminzada und Carina Harding zeigen sich aber auch beeindruckt von digitalen Ideen und teilen Ihre Sicht auf Trends für die Industrie bei diesem DSC. Ein Thema: Risiken frühzeitig erkennen. Auch im digitalen Risikomanagement beispielsweise entlang von Lieferketten steckt Mehrwert für das Baugewerbe. So lässt sich die Auswahl der Lieferanten frühzeitig steuern. Der Vorteil: Betriebe vermeiden mit der digitalen Auswahl der Lieferanten Materialengpässe und Bauverzögerungen. In der aktuellen Situation von Rohstoffknappheit ein spannendes Thema.Auch im Baugewerbe macht Data Analytics eine Vielzahl neuer Anwendungsfälle möglich. Lagerverwaltung, Einsatzplanung von Gewerken und Baukräften, Wirtschaftlichkeitsanalysen und -prognosen für Projekte oder Gebäude, die Ausführungsplanung, Abwicklung und Steuerung von Bauleistungen sowie die Analyse der Baumaschinendaten sind spannende Best Practice Beispiele und finden Einzug in der Baubranche. Carina Harding als Sales Expertin von Capmo, dem Unternehmen, was die Baustelle digitalisiert und eine zentrale Baustellenverwaltung ermöglicht, führt eindrucksvoll Ihre Sicht auf die aktuellen Trends aus.Am Ende des Tages steht eine Vision einer deutlich moderneren und digitalisierten Branche. Man erkennt, das Thema ist angekommen und Corona hat für eine Beschleunigung gesorgt. Der Digital Sales Circle steht für einen Austausch rund um digitale Themen aus der Bauindustrie und konnte auch beim vierten Mal wieder genau dem Anspruch gerecht werden.
Der nächste DSC findet voraussichtlich am 28. Oktober 2021 statt. Die Aufzeichnung der Vorträge finden Sie hier.
FAQ
Was bedeutet Digitalisierung?
Digitalisierung ist der allgemeine Begriff für die digitale Transformation in Gesellschaft und Wirtschaft. Es beschreibt den Übergang vom Industriezeitalter der analogen Technologie zum Zeitalter des Wissens und der Kreativität der digitalen Technologie und der digitalen Innovation.
Was gehört alles zur Digitalisierung?
Digitalisierung bedeutet im Wesentlichen, analoge Informationen oder Prozesse in digitale Form umzuwandeln. Zum Beispiel, wenn ein Musikstück, das zuvor auf einer Kassette gespeichert war, so konvertiert wird, dass es auf einem Computer wiedergegeben werden kann. Oder konvertieren Sie die Diashow in digitale Fotos.
Wie funktioniert digitale Bauprojektakquise?
Unter der Recherche von Bauprojekten mit Hilfe von einer digitalen Lösung bzw. künstlicher Intelligenz versteht man die digitale Bauprojektakquise. Anbieter wie Building Radar ermöglichen eine automatisierte Projektsuche aus zahlreichen Quellen. Täglich strukturiert die KI Technologie neue Bauprojekt-Infos aus Artikeln und Ausschreibungen weltweit. Die Vorteile liegen in der Frühzeitigkeit der Information und der nahezu unlimitierten Quellenanbindung. Durch den Einsatz von digitalen Tools spart man den hohen manuellen Rechercheaufwand bzw. hat eine deutlich höhere Abdeckung und schnellere Durchdringung von Informationen zu neuen Projekten.