Der Investitionsrückstand im Schulbau in Deutschland beträgt laut Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 44,2 Milliarden Euro. Der Bedarf dieser Investitionen richtet sich an eine Vielzahl baulicher Tätigkeiten, welche im Schulbau verschiedene Gewerke betreffen.
Wir haben mit zahlreichen Unternehmen gesprochen, die direkt am Bau und der Sanierung von Schulgebäuden beteiligt sind. Die daraus entstandenen Einschätzungen, sowie Prognosen für die kommenden Jahre haben wir für Sie in diesem Schulbau-Report dokumentiert, den Sie kostenlos als PDF herunterladen können. Neben diesen Gesprächen basieren die erstellten Statistiken auf von Building Radar selbst erhobenen Daten sowie auf externen Quellen.
Der erste Teil dieses Berichts liefert einen Überblick über die aktuellen sowie prognostizierten Schüler- und Schulgebäudezahlen in Deutschland. Im zweiten Teil werden notwendige und bereits eingeleitete Investitionsmaßnahmen und deren Gesetzesgrundlagen beleuchtet. Im dritten Teil folgen Berichte zu den Gewerken Akustik, Lichtkonzeption, Belüftung, Brandschutz sowie Bodenbelägen.
Schulbau – Zahlen & Fakten
Nicht nutzbare Toiletten, schimmelnde Wände und schlecht isolierte Fenster. Die Länder und Kommunen haben jahrelang zu wenig investiert. Dadurch ist laut der KfW ein Investitionsstau von etwa 44,2 Milliarden Euro entstanden. Auffallend ist, dass die Investitionen in den Schulbau dort höher ausfallen, wo es weniger förderbedürftige Kinder gibt. Die Rückgänge der Schülerzahlen durch den demografischen Wandel haben sich bereits vor mehreren Jahren vor allem an Grundschulen bemerkbar gemacht.
Zwischen den Jahren 2000 und 2015 sind wegen sinkender Schülerzahlen rund 1.800 deutsche Grundschulen geschlossen worden. Die geburtenschwachen Jahrgänge wirken sich gegen Ende dieses Jahrzehnts zeitverzögert auf die weiterführenden Schulen aus. Aktuell sind die Geburtenraten in den letzten fünf Jahren wieder angestiegen. Nach aktuellen Schülerprognosen steigt die Anzahl an Grundschülern dadurch in den kommenden Jahren stetig.
Die Bertelsmann Stiftung berücksichtigt in einer Studie zusätzlich den Flüchtlingszustrom von 2015/16 und kommt so auf eine Anzahl von 300.000 Schülern, die in der Vorausberechnung der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) aus dem Jahr 2012 noch nicht berücksichtigt wurden. Ohne die Berücksichtigung der Zuwanderungszahlen wären die Schülerzahlen weiter rückläufig.
Einige Städte stellen sich bereits den Herausforderungen. In Berlin alleine wird mit fast 87.000 zusätzlichen Schülern bis zum Schuljahr 2024/25 gerechnet. Diese Zahlen wurden in die Planungen für neue Schulgebäude aufgenommen. Die bundesweiten Zahlen zeigen die Gesamtentwicklung, aber auch regionale Unterschiede.
Investitionen für den Ausbau und Sanierung von Schulen
In den Stadtstaaten steigen die Schülerzahlen voraussichtlich in allen Schulformen bis 2030 um knapp 30 Prozent an. Im Osten Deutschlands ist nach einem zwischenzeitlichen Anstieg zu erwarten, dass in voraussichtlich 15 Jahren die Anzahl an Grundschülern wieder abnimmt.
Gesetzeslage im Schulbau
Bildung ist in Deutschland Ländersache. Nach dem Grundgesetz liegen die staatlichen Aufgaben und Kompetenzen für die Kultur und Bildungspolitik im Verantwortungsgebiet der Länder (Artikel 30 GG). Das bedeutet, dass die Gestaltung der Schulpolitik, und somit auch die Sanierung und der Bau von Schulen, Aufgabe der sechzehn Landesregierungen ist.
Die Zuständigkeit der Länder für das Schul- und Hochschulwesen wird deshalb auch als Kulturhoheit der Länder bezeichnet. Nur in einigen Bereichen, wie der auswärtigen Kulturpolitik oder dem Verlags- und Urheberrecht, besitzt der Bund ein Mitspracherecht.
Zur besseren Kommunikation wurde 1948 die Kultusministerkonferenz (KMK) gegründet. Heute sitzen dort die Kultusminister aller Bundesländer an einem Tisch und beraten über überregionale Fragen der Bildung, Hochschulen, Forschung und Kultur. Das gilt etwa für gemeinsame Standards bei Lehrplänen und Schulabschlüssen.
Dem Bund war es also bisher nicht erlaubt, den Ländern Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Durch den vorhandenen Sanierungs- und Modernisierungsrückstand wurde das Kooperationsverbot von Bund und Ländern durch die Einführung des Artikels 104 c GG aufgehoben. Der vom Bund zur Verfügung gestellte Förderungsfonds umfasst ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro.
Die Verwendung und Verteilung der Mittel ist im Rahmen des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes (KInvFG) genauer geregelt. Die Umsetzung des KInvFG ist Sache der Länder. Über den Stand der vorgesehenen Maßnahmen berichten die Länder jährlich zum 30. Juni. Nach den zum 30.06.2017 vorgelegten Übersichten waren bereits ca. 3,1 Milliarden Euro für ca. 10.600 konkrete Maßnahmen verplant. Das sind ca. 87 % der vom Bund bereitgestellten Finanzmittel!
Gewerke im Schulbau
Gerade in der Schulsanierung werden meist nicht nur Einzelmaßnahmen umgesetzt, sondern umfangreiche Komplett-Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Der erfolgreiche Neubau oder Sanierung eines Schulgebäudes setzt eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Gewerke voraus. In diesem Report geben wir Ihnen einen Überblick über die Herausforderungen und verschiedenen Lösungsansätze der an einer Schulsanierung beteiligten Gewerke.
Akustik
Der Unterricht an deutschen Schulen entwickelt sich vom herkömmlichen Frontalunterricht hin zur Freien-, Partner- und Gruppenarbeit. Flexible Unterrichtsformen stellen neue Anforderungen an Schulgebäude und erfordern eine Anpassung der Klassenzimmer an den höheren Geräuschpegel. Von über 1.000 befragten Lehrkräften geben 80 % an, dass sie sich durch den Lärmpegel belastet fühlen.
Studien bestätigen, dass das Gefühl der Belastung nicht subjektiv ist! Der Geräuschpegel in Klassenzimmern liegt durchschnittlich bei mindestens 65 Dezibel (dB).
Zum Vergleich:
50-70 dB: Geräuschpegel eines Büros
70 dB: Geräuschpegel eines Staubsaugers
85-90 dB: Geräuschpegel eines Rasenmähers
Eine dauerhafte Lärmbelastung in dieser Stärke bedeutet für Lehrer und Schüler eine unzumutbare Situation: Gesundheitliche Schäden wie Überreizung des Nervensystems, Ermüdungserscheinungen, Burn-out, Herzinfarktrisiken und negative Auswirkungen auf das Wachstum können die Folge sein.
Um die Raumakustik genauer beurteilen zu können, wird die Nachhallzeit zurate gezogen. Darunter wird ein Maß für die Halligkeit eines Raumes verstanden. Die Nachhallzeit wird in Sekunden angegeben und sagt aus, wie lange es dauert, bis nach Eintreffen des Direktschalls der Schalldruckpegel um 60 dB abgenommen hat. Nach der DIN 1841 “Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung” soll die optimale Nachhallzeit für einen durchschnittlichen Unterrichtsraum 0,55 Sekunden betragen.
Die DIN Regeln gelten für die Architekten & Planer jedoch nur als Handlungsempfehlung und ist nicht rechtlich bindend. Die Raumakustik hat einen bedeutsamen Einfluss auf den Lernerfolg. Ist der Lehrer nur mühsam zu verstehen, müssen verstärkt kognitive Prozesse eingesetzt werden. Eine erhöhte Nachhallzeit zieht auch die Erhöhung des allgemeinen Lärmpegels nach sich. Durch einen hohen Geräuschpegel entsteht das Bedürfnis, die Sprechlautstärke zu erhöhen, um sich verständlich zu machen (Lombard-Effekt). Studien haben gezeigt, dass bei Verringerung der Nachhallzeit auf einen optimalen Wert, der Gesamtgeräuschpegel um mehr als 10 dB gesenkt werden kann.
Abgehängte Decken
In der Regel sind die Klassenräume so hoch, dass abgehängte Decken angebracht werden können. Auf diesem Weg entsteht eine relativ große Absorptionsfläche für den Schall. Abgehängte Decken eignen sich gut für den nachträglichen Einbau. Sie lassen sich einfach und schnell montieren und sehr exakt nach den Vorgaben des Akustikplaners mit schallreflektierenden bzw. schallabsorbierenden Elementen belegen.
Deckensegel
Deckensegel erfordern keine Eingriffe in die Bauphysik der Gebäude und sind daher ebenfalls für den nachträglichen Einbau geeignet. Über die große Fläche der Senkrechtabsorber kann ein Vielfaches an Absorberfläche eingebracht werden. Deckensegel hängen als Einzelplatten ab oder werden zu Inseln kombiniert. Es muss nicht die gesamte Decke ausgekleidet werden, sondern es reicht eine geringe Belegungsdichte aus. Dadurch werden Investitionskosten reduziert und trotzdem eine hohe Schalldämmung erreicht.
Wandabsorber
Um optimale akustische Bedingungen zu erzeugen, braucht es neben der Decke auch noch weitere Arten von Schallabsorbern in einem Klassenzimmer. Schallharte Wände erzeugen trotz Gestaltung der Decke weiterhin Echos. Wandabsorber reduzieren diese Echos und erhöhen die Sprachverständlichkeit. Wandabsorber können als Pinnwand genutzt werden, sind nicht brennbar und beinhalten keine chemischen Zusätze.
Lichtkonzepte
- 35 % Steigerung der Lesegeschwindigkeit
- 44 % Abnahme der Fehlerhäufigkeit
- 76 % Rückgang von motorischer Unruhe
Lernprozesse laufen hauptsächlich visuell ab. 80 % aller Sinneseindrücke werden durch unsere Augen vermittelt. Zu viel oder zu wenig Licht, Blendungen oder falsches Licht beeinflussen unsere Wahrnehmung auf positive oder negative Weise. Das Zusammenspiel der Helligkeitsverteilung, Blendungsbegrenzung und das Verhältnis von Licht und Schatten haben einen großen Einfluss auf die Aufmerksamkeit der Schüler.
In Klassenzimmern sollten Lampen eingesetzt werden, deren Farbtemperatur größer als 4.000 Kelvin ist. Wichtig ist, dass nur Lampen einer Farbtemperatur zum Einsatz kommen, da eine Mischung die Sehleistung negativ beeinträchtigen kann. Die Farbwiedergabe gibt darüber Aufschluss, wie „korrekt“ die Farbe eines Sehobjektes bei der entsprechenden Lichtquelle wiedergegeben wird.
Die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit ist bei Kindern über 12 Jahren stärker entwickelt. Daher sollte sich die Beleuchtungslösung auch an dem Alter der Schüler orientieren. Eine Kombination aus direktem und indirektem Licht ist eine gute Lösung für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren: Der direkte Anteil schafft eine gute Schattenbildung, die die Wahrnehmung von Abständen und dreidimensionalen Objekten wird, unterstützt.
Gerade für Klassenzimmer werden individuelle Beleuchtungskonzepte benötigt. Die Kombination aus Tages- und Kunstlicht, flexible Tischanordnungen und der laufende Wechsel des Blicks zwischen Nahbereichen (Tisch) und Fernbereichen (Tafel) sind die Anforderungen, die dabei berücksichtigt werden müssen.
Des Weiteren sind die Energieeffizienz der Beleuchtung und die einfache Wartung wichtige Faktoren. Die laufenden Kosten sollen möglichst gering gehalten werden. Der schnelle und reibungslose Austausch defekter Leuchtmittel sowie die Einhaltung gesetzlicher Normen für die Beleuchtung muss gewährleistet sein.
Eine optimale und an die Bedürfnisse der Schüler und Lehrer angepasste Ausleuchtung des Klassenzimmers kann nur durch die Beratung eines Spezialisten gewährleistet werden. Unsere Building Radar Experten stehen Ihnen gerne bei der Auswahl des passenden Partners zur Seite.
Tafelbeleuchtung
Für die Tafelbeleuchtung muss eine reflexions- und schattenfreie Ausleuchtung gewählt werden. Geeignet sind Wandfluter mit asymmetrischer Lichtverteilung, die für eine optimale Beleuchtung von vertikalen Flächen sorgen. Auch bei der Verwendung von Whiteboards oder anderen flexiblen Tafelsystemen muss eine gleichmäßige Beleuchtung gewährleistet sein. Zwei mögliche Arten, um dies zu erreichen, sind Pendelleuchten mit 70 % Licht nach oben und 30 % Licht nach unten oder Halbeinbauleuchten, die auch Licht auf die Decke werfen. Außerdem soll die Tafelbeleuchtung separat bedient und gedimmt werden können.
Rasterleuchten
Durch den Trend hin zu flexiblen Tischanordnungen entstehen auch neue Anforderungen an das Lichtkonzept von Klassenräumen. Ziel ist die Unterstützung aller Aktivitäten, beispielsweise durch eine gleichmäßige Helligkeit im ganzen Raum. Die Ausleuchtung von Klassenzimmern erfolgt in der Regel mit Rasterleuchten, die parallel zur Fensterfront angeordnet sind. Für eine ausreichende Beleuchtung sollten bei einer Raumtiefe von ca. 8 Metern etwa drei Leuchtenreihen eingeplant werden. Im Idealfall sind die Leuchtenreihen einzeln schalt- und dimmbar, um damit die Helligkeit im ganzen Raum gleichmäßig einstellen zu können.
Belüftung
Es gibt in Deutschland keinen offiziellen höchstzulässigen CO2 Grenzwert für Klassenzimmer. Als „Grenzwert“ für gute Luft könnte man den in der DIN 1946-2 (Raumlufttechnik; gesundheitstechnische Anforderungen) genannten Wert von 1.500 ppm anführen, oder besser noch, den von Pettenkofer 1858 genannten Wert von 1.000 ppm. Nach aktuellen Studien steigt der CO2 Wert ohne Lüftung innerhalb von 2 Schulstunden auf 3.700 ppm.
Die Klassenzimmer sollten durch regelmäßiges Lüften so staubfrei wie möglich gehalten werden. Ein zu hoher Kohlendioxidgehalt der Luft wirkt sich negativ auf den Erfolg des Unterrichts aus. Die Feinstaub-Partikel in Schulen sind weniger gesundheitsgefährdend, als der Feinstaub auf der Straße. Fünfminütiges Stoßlüften kann die Feinstaubkonzentration auf bis zu 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft reduzieren! Einen Grenzwert für Feinstaub in Schulen gebe es bisher nicht.
Dezentrale Lüftungssysteme
Da im Falle einer Sanierung eine nachträgliche Installation eines Luftverteilnetzes im Gebäude kaum zu realisieren ist, werden in diesen Fällen dezentrale Lüftungsgeräte eingesetzt. Die Lüftungsanlage kann an der Wand hängend mit den Anschlüssen nach hinten oder mit Anschlüssen nach oben installiert werden. Zu- und Abluftventilatoren hinter dem Wärmetauscher wirken gleichzeitig als integrierter Schalldämpfer. Die ermöglicht einen leisen Betrieb ohne weitere Schalldämmmaßnahmen.
Semi-zentrale Lüftungssysteme
Ein Lüftungsgerät versorgt mehrere Klassenzimmer mit zentral aufbereiteter Außenluft. Das semi-zentrale Belüftungssystem wird direkt in die Betondecke integriert. Zusätzlich ist der Einbau eines Luftleitungssystemen erforderlich. Je nach Erfordernis sind in die Decken der Klassenräume Aluminiumrippenrohre zu integrieren, welche Luft in die Klassenräume schleusen. Semi-zentrale Belüftungssysteme sind durch die aufwendigen Einbaumaßnahmen vor allem während eines Neubaus sinnvoll.
BrandschutzHauptursachen für Brände in Schulen sind nach Angaben des Instituts für Schadensverhütung und Schadenserforschung (IFS) vor allem Brandstiftung, feuergefährliche Reparaturarbeiten und defekte elektrische Installationen. Die Zahl der Brände in Schulen aufgrund von defekten elektrischen Installationen entspricht der allgemeinen Brandstatistik. Die Zahl der Brandstiftungen (allgemein: 10 %; Bildungseinrichtungen: 16 %) und Bränden aufgrund von feuergefährlichen Reparaturen (allgemein: 3 %; Bildungseinrichtungen: 14 %) weicht jedoch stark ab.
Menschen, die bei Bränden ums Leben kommen, sterben durch das Einatmen der Brandgase. Selbst kleine Brände können schnell zu einer direkten Gefahr für das Leben von Lehrkräften und Schülern werden. Bei der Gestaltung von Klassenzimmern und Fluren muss deshalb darauf geachtet werden, möglichst nicht brennbare Materialien zu verwenden.
Die Dresdener Brandschutz-Prüfingenieurin Sylvia Heilmann prangert den Trend zur Überregulierung beim Thema Brandschutz in Bildungseinrichtungen an: „Die Vollkommenheit im Brandschutz entsteht keinesfalls dann, wenn man nichts mehr hinzufügen könnte, sondern sie ist dann erreicht, wenn auf nichts mehr verzichtet werden kann. ”Brände in Schulen sind bei laufendem Betrieb äußerst selten. Im Brandfall ist es aber notwendig, dass alle Schutzmaßnahmen optimal ineinandergreifen und eine schnelle Evakuierung der Gebäude gelingt. Die Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) und die Musterverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten (MVStättV) regelt die besonderen Anforderungen an den Brandschutz für den Bau und allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.
Möbel und Inneneinrichtung
Durch die zunehmende Anzahl von Ganztagsbetreuungsangeboten verändern sich auch die Ansprüche an die Möblierung von Schulgebäuden: Ruhe- und Leseecken sollen gemütlich mit bequemen Sitzmöbeln eingerichtet werden. Das führt zu einer verstärkten Ausstattung der Räume mit leicht entflammbaren, aber bequemen Polstermöbeln anstelle der Einrichtung durch feuerfeste Sitzmöbel aus Stein oder Metall.
Schulen sollten beim Kauf neuer Möbel neben einer robusten, guten Qualität und einem angemessenen Preis auch die Brandschutzeigenschaften im Blick haben. Reduzierung von brennbaren Gegenständen im Innen- und Außenbereich auf ein Minimum (z. B. Mülleimer aus Metall), Bilder hinter feuerfesten Rahmen und Gläsern zu präsentieren und auch die Garderobe in feuerfesten Spindanlagen zu verstauen.
Passiver Brandschutz
Der passive Brandschutz konzentriert sich auf die vorbeugenden Funktionen, die das Entstehen eines Brandes gar nicht erst möglich machen sollen. Die Wartung von Sicherheitsbeleuchtung, Alarmierungsanlagen und Sicherheitsstromversorgungen stellt hier ebenso eine zentrale Aufgabe dar, wie das Trainieren der Schulräumung im Notfall. Die Überprüfung der Ausstattung eines Gebäudes ist zentraler Gegenstand des passiven Brandschutzes. In regelmäßigen Abständen wird überprüft, ob ausreichend Schutz und Bekämpfungsmaßnahmen gegen Brände (z. B. Sprinkleranlagen, Gas oder Rauchmelder) vorhanden sind. Ebenso sollen der ordnungsgemäße Aushang von Alarmplänen, Brandschutzordnungen, die Kennzeichnung und Freihaltung von Flucht und Rettungswegen, den Aushang von Verhaltensregeln im Brandfall und Schulungen zum Umgang mit brennbaren Stoffen vorhanden sein.
Fenster & Türen
Fenster und Türen müssen in Schulen bestimmte Anforderungen erfüllen. Unter anderem muss berücksichtigt werden, dass die Schüler motorisch noch nicht vollkommen ausgebildet sind. Einer dieser Regelungen ist beispielsweise, dass bei einer Verglasung von bis zu einer Höhe von 2 Metern Sicherheitsglas verwendet werden muss. Auch die Ausgänge von Unterrichts- und sonstigen Aufenthaltsräumen müssen spezielle
Anforderungen erfüllen. Flure und Treppen, die als Haupt Fluchtwege genutzt werden, müssen eine nutzbare Breite von mindestens 1,20 m je 200 darauf angewiesener Benutzer erfüllen. Außerdem darf der Weg vom Ausgang ins Freie oder zum nächsten Treppenraum nicht weiter als 35 m sein.
Türen im Verlauf von Flucht- und Rettungswegen dürfen während der Betriebszeit nicht verschlossen werden. Außerdem wird empfohlen, dass Treppen im Verlauf von Fluchtwegen geradläufig sein sollen. Abhängig von der Verwendung des Unterrichtsraumes müssen geeignete Löschmittel jederzeit verfügbar sein.
Früher kannten wir die klassischen Flur-/Klassenraumschulen und die Hallenschulen aus den 1970er-Jahren mit der größeren Offenheit rund um eine zentrale Aula bzw. Pausenhalle. Heute reden wir von Lernlandschaften mit maximaler Offenheit und Transparenz, bei denen die Kommunikation und der notwendige Rückzug im Fokus der Planer stehen. Hier ist es essenziell, in einer sehr frühen Planungsphase die Kenntnisse des vorbeugenden Brandschutzes einfließen zu lassen. Bereits in der Wettbewerbs-/Vorentwurfsphase müssen mindestens Lage, Dimension und bauliche Ausprägung von Zugängen, Erschließung und Treppenräumen definiert werden. Ebenso wichtig ist die Festlegung von Brandabschnitten.
Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ziegler
Bodenbeläge
Flecken durch Tinte, Getränke und Folgen von Schülerversuchen in naturwissenschaftlichen Räumen beanspruchen die Fußböden in Schulen ganzjährig. Zusätzlich muss ein Schulboden täglich den Belastungen tausender Fußtritte standhalten und dennoch ästhetisch und pflegeleicht sein. Stark beanspruchte oder falsch gereinigte Fußböden bergen ein erhebliches Gefahrenpotenzial für Schüler und Lehrer. Bei der Ausstattung einer Schule mit einem neuen Bodenbelag spielen neben einer hohen Belastbarkeit auch Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Komfort und Gesundheit eine wichtige Rolle. Auch die Innenraumluft wird maßgeblich durch die Auswahl von Baustoffen beeinflusst. Befindlichkeitsstörungen Müdigkeit, Hautausschläge oder auch ernsthafte Erkrankungen können die Folge von Emissionen von Bodenbelägen oder von den für die Verlegung benutzten Werkstoffen wie Kleber, Grundierung und Spachtelmasse sein.
Schadstoffbelastung der Innenräume
In neu errichteten oder sanierten Schule haben sich in den letzten Jahren die Fälle gehäuft, in denen Schüler zum Beispiel über Kopfschmerzen, Übelkeit oder über unangenehme Gerüche klagen. Als Ursache werden Schadstoffe wie Formaldehyd oder andere organische Stoffe (VOC) vermutet. Hinzu kommt der schon angesprochene hohe Anteil von Kohlendioxid durch mangelhafte Lüftung.
Vinyl
Auch Vinylbeläge können in Schulbauten eingesetzt werden, ihre Produkteigenschaften versprechen hohe Belastbarkeit bei gleichzeitiger Pflegeleichtigkeit. Speziell in Kantinenbereichen finden Vinylbeläge Anwendung.
Coral
Beim Betreten des Schulgebäudes kann bereits ein Großteil an Schmutz und Feuchtigkeit aufgenommen werden, wenn im Eingang ein leistungsstarkes Sauberlaufprodukt platziert ist. Coral schützt angrenzende Bodenbeläge vor Verschmutzung und ist in jedem Schuleingang ein Muss. Dabei gilt: Je länger die Sauberlaufzone, desto mehr Schmutz- und Feuchteaufnahme ist möglich.
Linoleum
Linoleum wird aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit und hervorragenden Ökobilanz in Schulgebäuden bevorzugt verbaut. Die hohe Strapazierfähigkeit, Pflegeleichtigkeit und das gute Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie die Langlebigkeit des Materials sind entscheidende Vorteile gegenüber anderen Bodenbelägen.
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