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Die Schweiz ist nicht nur für ihren Käse, die Schokolade und ihre Uhren bekannt, inzwischen kommen auch Drohnen hinzu. Warum gerade in einem kleinen Land wie der Schweiz große Innovationen reifen. 

Ganz bescheiden fingen sie an, die zwei Gründer und die ersten fünf Mitarbeiter, darunter auch Sonja Betschart, in einer Garage in der Schweiz, als sie noch nicht wussten, dass eben diese Garage der Nährboden eines später marktführenden Technologieunternehmens sein würde. Teilweise frisch von der Uni, tüftelten die zwei Gründer an einer Software für Kartografie und Fotogrammetrie durch Drohnen. Drei Jahre später war ihr Garagen-Start-up namens Pix4D auf 60 Mitarbeiter angewachsen, heute gehört es dem weltweit zweitgrößten Drohnenhersteller, dem französischen Unternehmen Parrot.

Pix4D ist eines von etwa 94 Schweizer Unternehmen, das sich auf Drohnentechnologie spezialisierte, die Aufmerksamkeit von Tec-Giganten aller Welt auf sich zog und die Schweiz zu einem Spitzenstandort für die Entwicklung unbemannter Flugobjekte machte. Die kleine Schweiz ist nicht mehr länger nur für ihren Käse, die Schokolade und ihre Uhren berühmt, nun sind auch die Drohnen hinzugekommen, die sich im Bau- und Transportwesen, in der Landwirtschaft oder im Sicherheitsbereich bewähren. 

Sonja Betschart war eine der ersten Mitarbeiter der Softwarefirma Pix4D. Mittlerweile ist sie Co-Founder und CEO der Firma WeRobotics mit Sitz in Wilmington (USA) und Genf. Das Unternehmen möchte Wissen um intelligente Technologien wie Drohnen und Robotik in Ländern verbreiten, die bislang wenig bis gar keine lokale Expertise in diesen Bereichen aufweisen. Betschart weiß, warum gerade die Schweiz in der Drohnenentwicklung so prominent hervortritt: „Als 2013 erste kommerzielle Erfolge mit Drohnen erzielt wurden, reagierten Schweizer Behörden mit liberalen Regulationen, während Länder wie Deutschland, Spanien und Frankreich immer noch überlegten, mit welchen Regeln sie dem Gebrauch begegnen sollten.“ 

Solarbetriebene Drohnen und Spiderman-Versionen  

Mit den beiden Hochschulen ETH Zürich und EPF Lausanne (EPFL) kommen außerdem zwei exzellente Forschungseinrichtungen hinzu, deren Studierende zum Teil noch während ihrer Ausbildung Start-ups gründen. „Die Schweiz ist klein, die Absolventen kennen sich gut untereinander, vernetzen ihre Firmen und können ihre Lösungen aufeinander abstimmen“, sagt Betschart.

Das von Professor Dario Floreano geleitete Laboratory of Intelligent Systems an der EPFL ist weltweit für seine Forschung in Robotik bekannt. Hier wurden die Grundlagen einiger Drohnen-Start-ups entwickelt, wie beispielsweise Flyability. Die Kür von Flyability ist die Industriedrohne „Elios“, die mit einem kugelförmigen Käfig ausgestattet ist und für Inspektionsflüge an schwer zugänglichen Orten eingesetzt wird. Ebenfalls für die Industrie konstruiert ist der Hexakopter des Unternehmens Voliro mit Sitz in Zürich, dem Aussehen nach eine Art Spiderman unter den Drohnen. Er ist mit sechs Achsen ausgestattet und zur Untersuchung von Gebäudeoberflächen und Fassaden gedacht. Ein spezieller Aufsatz ermöglicht es der Drohne, Farbe und Oberflächenschutz zu sprühen.

Die ETH Zürich und das von Professor Roland Siegwart geleitete Autonomous System Laboratory sorgte vor ein paar Jahren mit seiner solarbetriebenen Drohne für Aufsehen. 2015 stellte diese einen Weltrekord für den längsten Flug in der Gewichtsklasse unter 50 Kilogramm auf: AtlantikSolar bewegte sich vier Tage und drei Nächte lang über eine Distanz von 2.338 Kilometer in der Luft fort. 

Trotz der liberalen Behörden in der Schweiz, gelten ab 2020 nach EU-Richtlinien allerdings striktere Regelungen für den Einsatz und Gebrauch von Drohnen. Auch die Schweiz wird sich laut des Bundesamts für Zivilluftfahrt daran orientieren. Im Frühjahr 2019 verabschiedete die EU-Kommission Bestimmungen, denen zufolge Drohnen mit einem Gewicht von mehr als 250 Gramm über ein elektronisches Identifikationssystem verfügen müssen. Über Mobilfunk oder Tracker sollen die Standorte der Drohnen verfolgt werden, wofür sich Drohnenbetreiber mit ihren Geräten registrieren müssen. Nach wie vor dürfen Drohnen außerdem nicht über große Menschenmassen fliegen und müssen sich von Flughäfen fern halten. 

Kompetenzzentren für Drohnentechnologie in Entwicklungsländern

Dass das Potential von Drohnen und intelligenten Systemen nicht nur in den entwickelten Industrienationen ausgenutzt werden sollte, sondern dass es sich vor allem Ländern aufdrängt, die regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht werden, hat Sonja Betschart schnell erkannt. Mit WeRobotics bringen Betschart und ihr Team ihre Technologie und ihr Wissen in Dritte Welt-Länder wie Nepal, Panama und Tanzania. In regionalen „FlyingLabs“ geben Experten vor Ort Hard- und Softwaretrainings und bauen Kompetenzzentren auf. Dabei arbeiten sie eng mit Software- und Technologieunternehmen wie Autodesk zusammen, um Industrie und Anwender an einem Standort zusammenzubringen, der vielen Firmen zunächst als Nischenmarkt erscheint. „Unser Ziel ist es, Drohnen zu entwickeln, die nicht nur fliegen, sondern schwimmen, um 3-D-Modelle unter Wasser erstellen, Erosionen kartografieren und analysieren zu können“, sagt Betschart. „Erste Versuche finden gerade auf Fidji und in Panama statt, mit Cargo-Drohnen auf autonomen Booten.“

„FlyingLab” in Tanzania: Mit lokalen Kompetenzzentren möchte die Firma WeRobotics Technik-Expertise in wirtschaftlich unterentwickelte Länder bringen. Mit freundlicher Genehmigung von WeRobotics.„FlyingLab” in Tanzania: Mit lokalen Kompetenzzentren möchte die Firma WeRobotics Technik-Expertise in wirtschaftlich unterentwickelte Länder bringen. Mit freundlicher Genehmigung von WeRobotics.

In Zukunft wird man Drohnen also nicht nur in der Luft, sondern auch unter Wasser und auf dem Boden finden. Sie sollen fliegend, fahrend und schwimmend Daten akquirieren, um möglichst präzise Analysen in jeglichen Bereichen zu generieren. Auch hier wird sich die Schweiz so schnell nicht abhängen lassen. 

Autor: Carolin Werthmann

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Redshift, einer Autodesk-Publikation, um Designer, Ingenieure, Architekten und Hersteller zu inspirieren. Haben Sie Lust auf mehr Inhalt? Abonnieren Sie den Redshift-Newsletter.

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